Aktuell reist unser Team um die halbe Welt für unsere neueste ARTE-Produktion „Anthropause“/ „Sudden Silence“ (AT). Die Dokumentation begleitet eine wissenschaftliche Mega-Studie, welche die weltweiten Auswirkungen des Lockdowns während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 auf die Tierwelt untersucht. Ein Film von Autorin Susanne Maria Krauß.

Der große Lockdown 2020

April 2020. Ein Virus zwingt Menschen rund um den Globus dazu, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken. Schätzungen zufolge musste im Frühjahr 2020 über die Hälfte der Weltbevölkerung aufgrund der strengen Lockdown- und Quarantänemaßnahmen zuhause bleiben. Und plötzlich waren die Menschen deutlich weniger omnipräsent als sonst. Für Wildtiere und Umwelt quasi eine Pause von der Menschheit – eine Anthropause (abgeleitet von altgriechisch ἄνθρωπος ánthrōpos, deutsch ‚Mensch‘). „Endlich kann sich die Natur erholen“, „Jetzt heilt die Natur“ – solche Aussagen tauchten in der Folge immer wieder in Gesprächen und den sozialen Medien auf. Scheinbar belegt durch Videoclips, die Tiere auf Wegen, in Städten oder Häfen zeigen. Forschende weltweit haben inzwischen erkannt: Die Sache ist komplexer. Aber nicht weniger spannend! Denn obwohl die COVID19-Pandemie zu einer tragischen globalen Krise geführt hat, stellt sie eine einzigartige Gelegenheit dar, die Auswirkungen unseres menschlichen Handelns auf die Wildtiere und Umwelt im Allgemeinen zu studieren.

Die Mega-Studie

Ein internationales Team um den Hamburger Verhaltensökologen Prof. Christian Rutz wertet dazu Bewegungsdaten von Tieren auf der ganzen Welt aus. Mini-Sender, Videokameras und Fotofallen haben das verborgene Leben der Wildtiere aufgezeichnet – vor, während und nach dem Lockdown. Ein einmaliges globales Experiment! Wie haben Tiere ihre Bewegungsmuster oder ihr Verhalten verändert? Und kann die Pandemie eine Chance sein, Strategien für ein besseres Miteinander von Mensch und Tier zu entwickeln? Rutz, der als Wahl-Brite an der Universtität St. Andrews in Schottland lehrt, sieht in der Auswertung große Chancen: „Wir können herausfinden, wie wir Menschen den recht begrenzten Raum auf diesem Planeten mit anderen Tieren besser teilen können. Mal könnte es die Umstrukturierung von Transportnetzen sein, mal das Sperren von Stränden während Brutzeiten. Auch wenn wir Menschen nicht immer lockdown-mäßig zu Hause bleiben können – und das verlangt auch keiner – könnten kleine Veränderungen unserer alltäglichen Verhaltensweisen der Natur zugutekommen.“

Der Film begleitet Wissenschaftler*innen, die das Verhalten verschiedener Tierarten während der „Anthropause“ erforschen und deren Reaktionen, als nach den Lockdown-Wochen auf einem Schlag mehr Menschen in die Natur einfielen, als zuvor. Die Ergebnisse zeigen ein komplexes Bild von Notwendigkeit und Chancen für ein besseres Miteinander von Mensch und Tier auf dem gemeinsamen Planeten Erde. Bisher war unser Team bereits in Frankreich, Tschechien, Italien und Tansania, weitere Aufnahmen stammen aus Kanada und demnächst wird in Schottland gedreht. Die Postproduktion startet im Oktober und ab Frühjahr 2023 ist die Doku über Bären, Rotwild, Nashörner & Co. dann bei ARTE im TV und in der Mediathek zu sehen. Weitere Neuigkeiten und Sendehinweise veröffentlichen wir natürlich über unsere News, bei Facebook oder Instagram.